
Lass einfach los. Lass deine Traumata hinter dir, deine furchtbaren Kindheitserinnerungen, deinen Ex, der sich gerade mit Tina vergnügt und auch den Job, den du so geliebt hast, von dem du mit einem "Die Entscheidung kam leider von ganz oben..." höflich raus befördert wurdest.
Natürlich hast du noch die einvernehmliche Kündigung unterschrieben, natürlich hilfst du deinem Ex noch seine Sachen von A nach B zu bringen und auch deine grässliche Kindheit darf aufpoppen wann auch immer sie möchte.
Und dann liegst du in Jennys Yogastunde während sie dir in deinem Shavasana deine Loslassmöglichkeiten offenbart. Alle deine Erinnerungen, dein beschissener Ex und deine noch beschissenere Kindheit fließen direkt in deine Yogamatte. Du hast dank Jenny endlich losgelassen. Es ist so einfach!
Loslassen ist das neue Schwarz. Jede und jeder hängt es sich gern um und säuselt es mit einem Lächeln auf den Lippen allen und jedem entgegen. Ohne Gegenwehr.
Loslassen erinnert mich eher an meinen Pony Helium Ballon als Kind im Italien Urlaub. Habe so lange mit ihm rumgespielt bis er mir irgendwann meinen zarten 5jährigen Händchen entglitten ist. Habe ihn einfach los gelassen. Ciao! Der Schmerz war kurzweilig, nach 5 Minuten hing eine neue Ballonfigur an meinem Ärmchen. Los lassen ist so einfach, los lassen ist Leichtigkeit. Dabei bedeutet es gleichzeitig, dass etwas verloren geht. Und was zurück bleibt ist in erster Instanz meistens Schmerz. Tief und profund.
Ich bin ANTI-LOSLASSEN, auch sehr profund. Ich bin fürs aufgeben. Aufgeben ist so stark und kraftvoll, Aufgeben impliziert für mich Trauer und Wut. Viel, viel Wut, viele Tränen, ein bisschen Hass und gleichzeitig auch sehr viel Mut. Ich gebe auf. Ich scheiss' einfach drauf. Ich muss den Ex mit viel Karacho ziehen lassen. Und nicht nur den Menschen Ex, auch all die Erwartungen, Träume und Wünsche, die ich in diese Bindung gesetzt habe. Die Liebe und Geborgenheit, die ich als Kind nie erfahren habe, wird nicht mehr kommen. Keiner kann mir meine Jahre zurück geben. Ich gebe die Suche auf. Ich tanze auf keiner Blumenwiese und lasse dann einfach los.
Ich durchschreite Höllenpfade, meine Welt ist grau in grau, kein Lächeln, keine angenehmen Emotionen. Das ist einfach die verdammte Realität. Und ich lasse auch nichts auf meiner Yogamatte - das geht nämlich gar nicht. Yoga ist auch nicht der Rahmen an dem ich beginne mich von schwierigen Situationen zu trennen. Yoga ist der Ort an den ich kommen kann, um mir ein wenig Struktur ins Leben zu bringen. Es tut meinem Körper gut, ich lerne fokussiert und bewusst zu atmen und tatsächlich kann es meinen Alltag und mein mentales Wohlbefinden auf angenehme Art und Weise beeinflussen.
Verlust tut weh, sehr sogar. Es braucht viel Mut sich aufzurappeln und durch dunkle Pfade zu wandern. Hier werden ungeahnte Kräfte freigesetzt. Und mit ein bisschen Loslassen kommst du nicht weit.
Wenn du dich gerade in einer schwierigen Lebenssituation befindest, findest du hier Hilfe. Sei mutig und ruf an:
- AT Sozialpsychiatrischer Notdienst 0-24h: 0043 1 313 30
- AT Telefonseelsorge 0-24h: 142
- DE Telefonseelsorge Deutschland 0-24h: 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222