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Die Antwort ist "Nein"!

(wenn du dir nie die Frage stellst)

Die letzten sieben Jahre habe ich damit verbracht mein ehemals verrücktes Leben auf eine stabile Ebene umzuleiten. Ich hatte nie lang einen Job und seitdem ich von Zuhause ausgezogen bin, habe ich nie länger als 1,5 jähre in einer Wohnung gelebt. Genauso war es mit den Jobs, Schnell wurde es mir zu langweilig, Beziehungen haben auch nie viel länger als 2,5 Jahre gehalten... Wenn überhaupt. Ich habe mich wie ein Tennisball durch mein Leben schlagen lassen. Ohne konkretes Ziel und immer mit dem Gefühl, nicht zu wissen was ich wirklich will.

Bis es dann 2017 zum Eklat kam. Ich konnte und wollte nicht mehr und habe als letzten Ausweg den Weg in der Psychotherapie gesucht. Das war meine Rettung. Endlich Struktur und Stabilität. Das war unheimlich wichtig und auch nichts, das von einem Tag auf den anderen passiert ist. Das hat Jahre gedauert.

Ich habe dann endlich das erste Mal 4 Jahre in der selben Wohnung im 2. Bezirk gelebt, mein Sohn musste nicht mehr dauernd Schule wechseln und ich habe endlich einen Job gefunden, der mich ausgefüllt hat. Es war mir unheimlich wichtig an dieser Struktur festzuhalten. Parallel dazu war ich in Therapie. Am Anfang oft zwei, manchmal auch drei Mal die Woche und langsam wurde es weniger. Heute, fünf Jahre später, bin ich ein Mal im Monat dort und inzwischen ist es auch keine Therapie mehr, sondern Selbsterfahrung für meine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin.

Mein Leben braucht nicht mehr diesen extra Willen an Struktur, die ist einfach da. Und trotzdem habe ich wie verrückt an den Dingen festgehalten, die mir so viel Stabilität gegeben haben. Ganz besonders an meinem 40h Job.

Im Mai 2022 habe ich mit meiner Selbstständigkeit begonnen. Was am Anfang einfach nur ein einsames Instagram-Live Format war, hat sich nach und nach zu einem zweiten Standbein entwickelt. Somit wurde aus dem 40h Job eine zusätzliche Tätigkeit von 15-20h pro Woche. Mir fällt das leicht. Diese Art von Arbeit, insbesondere Marketing und Contentcreation geht mir wie nichts von der Hand. Dennoch war es einfach zu viel. Immer wieder habe ich Auszeiten gebraucht, um wieder ein bisschen Energie zu tanken. Die Stabilität ging trotzdem nicht verloren. Trotz ein paar Krisen, die im letzten Jahr passiert sind.

Ich wollte auch unbedingt so weiter machen, ich hatte unheimliche Angst davor irgendwas von meinem stabilen Gebilde zu verändern. Niemals wollte ich mir bewusst die Frage stellen weniger im Angestelltenverhältnis zu arbeiten oder noch mehr, meine Selbstständigkeit auch als Existenzgrundlage zu sehen. Viel zu schlimm wäre es, würde ich meine so hart erarbeitete Stabilität wieder verlieren.

Doch dann bekam ich den Mut und am Anfang stand die Frage an mich selbst: "Soll ich es wagen? Soll ich weniger in Anstellung arbeiten und mehr in mein eigenes Unternehmen stecken?". Natürlich war die Antwort am Anfang "Nein". Was, wenn ich dann zu wenig verdiene? Was, wenn ich und der Sohn dann wieder ins strudeln kommen? Was, wenn XYZ passiert? Das war ein Prozess. Bis zu dem Tag, als ich endlich den Mut hatte diese Frage auch laut auszusprechen. Und dann wurde es immer mehr zu einem "Ja". Nicht in Form eines Wortes. In der Form, dass ich bei meiner jetzigen Agentur gesessen bin, in der Form, dass ich ein Yogastudio miteröffnet habe, in der Form meinen Webauftritt auf ein neues Level zu heben.

Wenn ein "Ja" da ist, ändert sich auch der Fokus. Du beginnst dein Leben nach deiner Entscheidung auszurichten. Und das muss nicht mal ein 100%iges "Ja" sein. Das dürfen erst auch nur mal 30% sein. Wenn du dir die Frage aber gar nie stellst, wird die Antwort einfach immer "NEIN" sein.